Grauhörnchen
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Systematik |
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Ordnung: |
Nagetiere
(Rodentia) |
Unterordnung: |
Hörnchenverwandte
(Sciuromorpha) |
Familie: |
Hörnchen
(Sciuridae) |
Unterfamilie: |
Erd-
und Baumhörnchen (Sciurinae) |
Gattung: |
Eichhörnchen
(Sciurus ) |
Art: |
Grauhörnchen |
Wissenschaftlicher
Name |
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(Sciurus
carolinensis ) |
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Das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis ) ist eine ursprünglich
nordamerikanische Säugetier -Art aus der Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Es
gehört zur Familie der Hörnchen (Sciuridae).
Merkmale
Die Art ähnelt dem Europäischen Eichhörnchen , hat aber ein graues Fell.
Die Tönung kann zwischen einem hellen Silbergrau und einem sehr dunklen
Schwarzgrau variieren. Eine rötliche Färbung kommt vor, ist aber selten. Mit
einer Kopf-Rumpf-Länge von 30 Zentimetern und einer Schwanzlänge von 20
Zentimetern ist das Grauhörnchen etwas größer als der europäische Verwandte.
Es wiegt 400 bis 710 Gramm und ist leicht daran zu erkennen, dass es keine Haarbüschel,
die so genannten Pinsel, an den Ohren aufweist
Lebensweise
Seine
eigentliche Heimat hat das Grauhörnchen zwar im Wald, wo es im Unterholz
Unterschlupf vor Feinden findet, aber es ist vielerorts auch in
Grauhörnchen
ernähren sich von Samen und Knospen aller Art, besonders denen der Fichten,
Buchen, Lärchen und Birken; sie fressen aber auch Baumrinde und Pilze, wenn in
den Wintermonaten keine anderen Nahrungsquellen zur Verfügung stehen.
Fortpflanzung
und Jungenaufzucht
Die
Fortpflanzung ist der des Europäischen Eichhörnchens sehr ähnlich.
Nahrung
Grauhörnchen sammeln Samen
und Knospen aller Art, besonders die der Fichten , Buchen , Lärchen und Birken
.
Verbreitung
Das
Verbreitungsgebiet umfasst die Osthälfte der USA und den Südosten Kanadas .
Hier ist das Grauhörnchen überaus häufig. Durch den Menschen wurde es auch in
England , Irland und Italien eingeführt, mit teilweise katastrophalen Folgen für
das Europäische Eichhörnchen , das in England durch die Konkurrenz des Grauhörnchens
nahezu
Im Westen der USA lebt das Westliche Grauhörnchen; zur Abgrenzung von diesem
wird die hier beschriebene Art auch als "Östliches Grauhörnchen"
bezeichnet.
Die Einbürgerung in England
Im Jahr 1889 wurden in der englischen Grafschaft Bedfordshire 350 Tiere
ausgesetzt. Diese lebten sich so gut ein, dass aus der anfänglichen Population
ein Jahrhundert später eine Millionen Tiere hervorgingen. Dadurch wurde natürlich
das einheimische Eichhörnchen verdrängt und war in England um 1900 nur noch
sehr selten anzutreffen. Ausrottungsversuche von Förstern blieben erfolglos. In
den 60er Jahren des 20. Jahrhundert expandierte die Anzahl der Grauhörnchen
jedoch nicht weiter, so dass auch die Eichhörnchen wieder eine Chance zu haben
schienen. Eine Art der Koexistenz ist also sehr bedingt möglich, aber nur durch
Nischenbildung. Die größeren und kräftigeren Grauhörnchen besiedeln nun die
Laubwälder der Niederungsgebiete, während es in den Bergen mit kühlerem Klima
und vorwiegend Nadelwäldern mehr Eichhörnchen gibt. Doch syntop scheinen die
beiden ökologisch sehr ähnlichen Arten auf Dauer nicht existieren zu können.
Dies ist wahrscheinlich schon wegen des ständigen Kampfes um die Nahrung und
Nistplätze nicht möglich. Ein Habitat kann nur von einer der Arten besiedelt
werden.
Amerikanisches Grauhörnchen fasst in Europa Fuß
Erhebliche Schäden an Laubbäumen zu befürchten
Es gibt unzählige Beispiele, dass eingeschleppte fremdländische Arten
großen ökologischen, aber auch ökonomischen Schaden verursacht haben. Aus der
großen Zahl von Fällen sei einer herausgegriffen, der uns in Mitteleuropa, und
ganz besonders auch für den Waldbereich, über kurz oder lang auch beschäftigen
könnte, und der auf den ersten Blick sehr harmlos erscheint: das Amerikanische
Graue Eichhörnchen oder Grauhörnchen (Eastern Grey Squirrel, Sciurus
carolinensis).
Das östlich der Rocky Mountains weit verbreitete Grauhörnchen ist in vielen
Landesteilen Nordamerikas in Wäldern, Parks und Hausgärten, auch mitten in den
Städten, allgegenwärtig. Es wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Großbritannien
über gezielte Aussetzungen eingebürgert, hat sich dort etwa seit 100 Jahren
stark ausgebreitet und bis auf den Norden der britischen Insel flächig
etabliert.
Konkurrenzstarker Rindenfresser
Da es erheblich größer als das heimische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) und
mit zwei kopfstarken Würfen im Jahr (WIETAFSKI & NIETHAMMER 1978) auch
vermehrungsstärker ist, konnte es jenes auf großer Fläche verdrängen, es
kommt jetzt nurmehr in den Nadelwaldgebieten im Norden vor. Ebenfalls daran
beteiligt war ein vom Grauhörnchen mitgebrachter Parapox-Virus (MAYLE et al.
2003). Es ist in der Nahrungswahl weniger wählerisch als unser heimischer
Vertreter, und verzehrt beispielsweise auch schon unreife Eicheln (LAWTON 2003).
Anders als unser Eichhörnchen ist es auch im Winter stärker aktiv. Zum Teil können
sehr hohe Grauhörnchen-Dichten auftreten, ab etwa ab 5 Stück pro ha steigt
stark die Gefahr von Rindenschäden (MAYLE et al. 2003).
Das Grauhörnchen verursacht in weiten Teilen der waldarmen britischen Insel und
Irland Stammschäden in Laubwäldern verschiedenen Alters. Durch den im Frühjahr
stattfindenden Rindenfraß werden vorrangig Bergahorn und Buche, und zahlreiche
weitere Laubbaumarten geschädigt. Auch Kiefer und Fichte werden nicht
verschont. Durch das Abreissen und Abknabbern der Rinde können Pilze
eindringen, die Kronen werden deformiert oder brechen ab.
Bemerkenswert und typisch für viele eingeschleppte Tierarten ist, dass das
Grauhörnchen in seiner Heimat nicht oder zumindest nur in unbedeutendem Umfang
als Forstschädling auftritt (DE GRAAF & RUDIS 1986, WHITAKER 1980).
In einigen Gebieten Großbritanniens ist ohne eine massive Bekämpfung
des Grauen Eichhörnchens ein forstlicher Anbau von Laubbäumen überhaupt nicht
mehr möglich (LAWTON 2003, MAYLE et al. 2003). Die Bekämpfung erfolgt mittels
Lebendfallen und anschließendem Erschlagen (LAWTON 2003), oder auch mittels des
Rodentizids "Warfarin", das in speziellen Köderstationen angeboten
wird. Die Kosten für die arbeitsintensive Bekämpfung, die jährlich mehrfach
wiederholt werden muss, sind sehr hoch; dennoch können Schäden nicht vollständig
verhindert werden.
Grauhörnchen sind hochmobil und neigen in den USA gelegentlich zu
Massenwanderungen, bei denen selbst große Flüsse von tausenden von Hörnchen
durchschwommen werden (CONN. DEPT.
ENV. PROT. 1999).
Da auch Teile
Norditaliens mittlerweile bereits vom Grauhörnchen besiedelt sind, ist es
wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis es auch nördlich der Alpen
erscheinen wird.
Anmerkung
von Udo
Da man diese Tiere bis in die 90er Jahre halten und Besitzen durfte ist diese
Art schon längst in unser Gebiet verbreitet. Das nachträgliche Verbot der
Haltung und des Besitzes führte nur dazu bei das diese unkontrolliert von
einigen
Besitzern freigelassen wurden. Hier hätten die Ämter einen kontrollierten
Besitz zulassen sollen statt zu drohen. In Holland ist die Haltung und Nachzucht
bis heute noch erlaubt, und die dort entlaufenen und ausgesetzten Hörnchen
kommen ohne zu fragen über die grüne Grenze.
Neozonen
- Neutier
Ende des 19. Jahrhunderts sind Grauhörnchen aus Amerika nach England gebracht worden und haben sich dort erfolgreich als Neozoen etabliert.
Als Neozoen (Einzahl: Neozoon Mehrzahl: Neozoa eingedeutscht Neozoen aus dem Griechischen mit der Bedeutung "Neutier") bezeichnet man Tierarten, die vom Menschen in andere Gebiete verbracht worden sind und sich dort fest etabliert haben. Drei Kriterien müssen erfüllt sein, um von einer Neozoe zu sprechen: (1) direkte oder indirekte Einführung durch Menschen; (2) nach 1492 und (3) sich selbst reproduzierende Populationen die ohne menschliche Hilfe auskommen. Der Handhabbarkeit halber werden hier 3 Generationen oder 25 Jahre als Hilfskriterium verwendet. Tierarten, die vor 1492 eingeführt wurden, werden gesondert betrachtet. Die Wissenschaft, die sich mit Neozoa beschäftigt, heißt Invasionsbiologie.
Als Daumenregel gilt die 'Zehnerregel'. Von 100 eingeschleppten Arten schaffen 10 Arten die Etablierung, von diesen besitzt 1 Art ein Gefährdungspotential.
In Kontinentaleuropa sieht man das Phänomen im übrigen meist wesentlich gelassener, einige Experten sehen in der Neuansiedlung von Neozoen sogar eine positive Bereicherung der Fauna.
Von Georg Peinemann
London
-
Großbritannien
will in den Krieg der Eichhörnchen eingreifen. Mit einer massiven Tötungsaktion
soll die Zahl der aus Amerika eingewanderten grauen Eichhörnchen (Sciurus
carolinensis) stark reduziert werden. Damit will man das Aussterben des
einheimischen roten Eichhörnchens (Sciurus vulgaris) verhindern, das etwas schwächer
als seine Vettern ist. Ein entsprechendes Schutzprogramm gab die Regierung
gestern in London bekannt.
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Die
grauen Eindringlinge sollten durch eine "humane und gezielte" Methode
überall dort zurückgedrängt werden, wo sie die roten Eichhörnchen gänzlich
zu vertreiben drohen, erklärte der für Artenschutz zuständige Staatssekretär
Jim Knight. "Viele Leute mögen die grauen Hörnchen zwar, aber sie sind
leider eine ernste Bedrohung für einige unserer einheimischen Arten", so
Knight. Unter anderem geht es ihm um den Vogelschutz. Die
"Einwanderer" haben aber auch eine weitere "schlechte"
Angewohnheit: Sie stehlen ihren Artgenossen die Nahrungsvorräte. Weil die
Rotbraunen nur noch auf zwei Drittel ihrer vergrabenen Nahrung zugreifen können,
werden sie schwächer, und die Weibchen gebären nicht mehr so viele Jungtiere.
In England kommt inzwischen auf 66 graue nur noch ein rotes Eichhörnchen.
Und
wie sieht es in Deutschland aus? Auch unsere heimischen Arten, so
Abendblatt-Experte Georg Peinemann, präsentieren sich in recht
unterschiedlichen Farbtönen. Das reicht vom leuchtenden Hellrot bis zum dunklen
Graubraun. Und in dieser gar nicht so seltenen dunklen Tönung ergeben sich
sogar Ähnlichkeiten mit dem in England so unbeliebten Grauhörnchen.
Zwar
kommt auch hier der "Einwanderer" nicht gerade selten vor, er steht
aber noch nicht auf der Abschußliste. Ohnehin stellt sich dem Tierfreund die
Frage: Warum sollen graue Eichhörnchen bekämpft werden, während die
rotbraunen allseits Schonung genießen?
Bleibt
die Frage: Sind die Grauen gefährlicher als die Rotbraunen? Bei einem
sachlichen Vergleich sind in der Lebensweise kaum Unterschiede festzustellen.
Das Grauhörnchen ist mit 500 Gramm etwa hundert Gramm schwerer als das
Rotbraune. Das fällt im Vergleich "Gut oder Böse" wohl nicht ins
Gewicht. In der Nahrungsaufnahme unterscheiden sich die Hörnchen überhaupt
nicht - was auch die Neigung zum Diebstahl beweist. Sie ernähren sich von
Bucheckern, Eicheln, Haselnüssen, Pilzen und von kleinen Jungvögeln. Letzteres
wird manchmal auch unseren heimischen Eichhörnchen angekreidet. Aber wer käme
wohl auf die Idee, deshalb kurzen Prozeß mit den beliebten
"Klettermaxen" zu machen?
Das
Argument aus London, Grauhörnchen müßten bekämpft werden, weil sie
Vogelarten bedrohen, ist nicht überzeugend. Würde man durch gezielte Tötung
die Zahl der Grauhörnchen stark reduzieren, dann würden sich die rotbraunen
Eichhörnchen um so stärker ausbreiten - und im gleichen Umfang den
"Vogelmord" betreiben.
Auch
die Frage, ob Graue und Rotbraune sich gegenseitig bekämpfen, muß im Prinzip
verneint werden. Also geht es den Briten offenbar nur darum, die heimischen
Arten zu schützen. Bekämpft man die Grauen aber, wie in Großbritannien
geplant, mit Giftködern, trifft das vermutlich auch die heimischen Artgenossen.
Auch Sterilisationsmittel für die Grauen könnten am Ende die Falschen treffen.
erschienen am 24. Januar 2006