Grauhörnchen

 

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Systematik

Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Erd- und Baumhörnchen (Sciurinae)
Gattung: Eichhörnchen (Sciurus )
Art: Grauhörnchen
Wissenschaftlicher Name
(Sciurus carolinensis )
  aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


Das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis ) ist eine ursprünglich nordamerikanische Säugetier -Art aus der Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Es gehört zur Familie der Hörnchen (Sciuridae).

Merkmale
Die Art ähnelt dem Europäischen Eichhörnchen , hat aber ein graues Fell. Die Tönung kann zwischen einem hellen Silbergrau und einem sehr dunklen Schwarzgrau variieren. Eine rötliche Färbung kommt vor, ist aber selten. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 30 Zentimetern und einer Schwanzlänge von 20 Zentimetern ist das Grauhörnchen etwas größer als der europäische Verwandte. Es wiegt 400 bis 710 Gramm und ist leicht daran zu erkennen, dass es keine Haarbüschel, die so genannten Pinsel, an den Ohren aufweist

Lebensweise

Seine eigentliche Heimat hat das Grauhörnchen zwar im Wald, wo es im Unterholz Unterschlupf vor Feinden findet, aber es ist vielerorts auch in Parks und Gärten anzutreffen. Sein Nest (auch Kobel genannt) baut es entweder in den Zweigen von Bäumen oder in hohlen Baumstämmen; es wird mit weichem Material, wie z.B. Moos, trockenem Gras und Federn ausgelegt.

Grauhörnchen ernähren sich von Samen und Knospen aller Art, besonders denen der Fichten, Buchen, Lärchen und Birken; sie fressen aber auch Baumrinde und Pilze, wenn in den Wintermonaten keine anderen Nahrungsquellen zur Verfügung stehen.

Fortpflanzung und Jungenaufzucht

Die Fortpflanzung ist der des Europäischen Eichhörnchens sehr ähnlich. Es kommt bei günstigen Bedingungen zu drei Würfen in einem Jahr, da es keine engen Paarungszeiten gibt. Jedoch sind Junge zwischen September und Dezember sehr ungewöhnlich. Die Paare bleiben nicht lebenslang zusammen. Die Männchen haben keinen Anteil an der Jungenaufzucht; sie verlassen das Weibchen nach der Paarung, während dieses sich dann um den Nestbau kümmert. Die Tragzeit der Weibchen schwankt zwischen 42 und 45 Tagen. Die Jungen sind nach der Geburt nackt und blind und müssen in den ersten Wochen alle drei bis vier Stunden gesäugt werden. Im Alter von etwa sieben Wochen verlassen sie zum ersten Mal das Nest, um spielerisch die Fähigkeiten zu erlernen, die sie als Erwachsene brauchen werden. Nach und nach gewöhnen sich die Jungtiere an feste Nahrung und werden schließlich im Alter von etwa zehn Wochen entwöhnt, bis sie etwa einen Monat später das mütterliche Nest endgültig verlassen.

Nahrung
Grauhörnchen sammeln Samen und Knospen aller Art, besonders die der Fichten , Buchen , Lärchen und Birken .


Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet umfasst die Osthälfte der USA und den Südosten Kanadas . Hier ist das Grauhörnchen überaus häufig. Durch den Menschen wurde es auch in England , Irland und Italien eingeführt, mit teilweise katastrophalen Folgen für das Europäische Eichhörnchen , das in England durch die Konkurrenz des Grauhörnchens nahezu ausgestorben ist. In Italien zeichnet sich Ähnliches ab, und eine weitere Ausbreitung des Grauhörnchens nach Mitteleuropa wird für die nächsten Jahrzehnte erwartet. Auch in Südafrika sollen Tiere sehr "erfolgreich" ausgesetzt worden sein.
Im Westen der USA lebt das Westliche Grauhörnchen; zur Abgrenzung von diesem wird die hier beschriebene Art auch als "Östliches Grauhörnchen" bezeichnet.
 
Die Einbürgerung in England

Im Jahr 1889 wurden in der englischen Grafschaft Bedfordshire 350 Tiere ausgesetzt. Diese lebten sich so gut ein, dass aus der anfänglichen Population ein Jahrhundert später eine Millionen Tiere hervorgingen. Dadurch wurde natürlich das einheimische Eichhörnchen verdrängt und war in England um 1900 nur noch sehr selten anzutreffen. Ausrottungsversuche von Förstern blieben erfolglos. In den 60er Jahren des 20. Jahrhundert expandierte die Anzahl der Grauhörnchen jedoch nicht weiter, so dass auch die Eichhörnchen wieder eine Chance zu haben schienen. Eine Art der Koexistenz ist also sehr bedingt möglich, aber nur durch Nischenbildung. Die größeren und kräftigeren Grauhörnchen besiedeln nun die Laubwälder der Niederungsgebiete, während es in den Bergen mit kühlerem Klima und vorwiegend Nadelwäldern mehr Eichhörnchen gibt. Doch syntop scheinen die beiden ökologisch sehr ähnlichen Arten auf Dauer nicht existieren zu können. Dies ist wahrscheinlich schon wegen des ständigen Kampfes um die Nahrung und Nistplätze nicht möglich. Ein Habitat kann nur von einer der Arten besiedelt werden.




Amerikanisches Grauhörnchen fasst in Europa Fuß
Erhebliche Schäden an Laubbäumen zu befürchten


Es gibt unzählige Beispiele, dass eingeschleppte fremdländische Arten großen ökologischen, aber auch ökonomischen Schaden verursacht haben. Aus der großen Zahl von Fällen sei einer herausgegriffen, der uns in Mitteleuropa, und ganz besonders auch für den Waldbereich, über kurz oder lang auch beschäftigen könnte, und der auf den ersten Blick sehr harmlos erscheint: das Amerikanische Graue Eichhörnchen oder Grauhörnchen (Eastern Grey Squirrel, Sciurus carolinensis).
Das östlich der Rocky Mountains weit verbreitete Grauhörnchen ist in vielen Landesteilen Nordamerikas in Wäldern, Parks und Hausgärten, auch mitten in den Städten, allgegenwärtig. Es wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Großbritannien über gezielte Aussetzungen eingebürgert, hat sich dort etwa seit 100 Jahren stark ausgebreitet und bis auf den Norden der britischen Insel flächig etabliert.


Konkurrenzstarker Rindenfresser
Da es erheblich größer als das heimische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) und mit zwei kopfstarken Würfen im Jahr (WIETAFSKI & NIETHAMMER 1978) auch vermehrungsstärker ist, konnte es jenes auf großer Fläche verdrängen, es kommt jetzt nurmehr in den Nadelwaldgebieten im Norden vor. Ebenfalls daran beteiligt war ein vom Grauhörnchen mitgebrachter Parapox-Virus (MAYLE et al. 2003). Es ist in der Nahrungswahl weniger wählerisch als unser heimischer Vertreter, und verzehrt beispielsweise auch schon unreife Eicheln (LAWTON 2003). Anders als unser Eichhörnchen ist es auch im Winter stärker aktiv. Zum Teil können sehr hohe Grauhörnchen-Dichten auftreten, ab etwa ab 5 Stück pro ha steigt stark die Gefahr von Rindenschäden (MAYLE et al. 2003).
Das Grauhörnchen verursacht in weiten Teilen der waldarmen britischen Insel und Irland Stammschäden in Laubwäldern verschiedenen Alters. Durch den im Frühjahr stattfindenden Rindenfraß werden vorrangig Bergahorn und Buche, und zahlreiche weitere Laubbaumarten geschädigt. Auch Kiefer und Fichte werden nicht verschont. Durch das Abreissen und Abknabbern der Rinde können Pilze eindringen, die Kronen werden deformiert oder brechen ab.
Bemerkenswert und typisch für viele eingeschleppte Tierarten ist, dass das Grauhörnchen in seiner Heimat nicht oder zumindest nur in unbedeutendem Umfang als Forstschädling auftritt (DE GRAAF & RUDIS 1986, WHITAKER 1980).



In einigen Gebieten Großbritanniens ist ohne eine massive Bekämpfung
des Grauen Eichhörnchens ein forstlicher Anbau von Laubbäumen überhaupt nicht mehr möglich (LAWTON 2003, MAYLE et al. 2003). Die Bekämpfung erfolgt mittels Lebendfallen und anschließendem Erschlagen (LAWTON 2003), oder auch mittels des Rodentizids "Warfarin", das in speziellen Köderstationen angeboten wird. Die Kosten für die arbeitsintensive Bekämpfung, die jährlich mehrfach wiederholt werden muss, sind sehr hoch; dennoch können Schäden nicht vollständig verhindert werden.
Grauhörnchen sind hochmobil und neigen in den USA gelegentlich zu Massenwanderungen, bei denen selbst große Flüsse von tausenden von Hörnchen durchschwommen werden (CONN.
DEPT. ENV. PROT. 1999). Da auch Teile Norditaliens mittlerweile bereits vom Grauhörnchen besiedelt sind, ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis es auch nördlich der Alpen erscheinen wird.
Anmerkung von Udo
Da man diese Tiere bis in die 90er Jahre halten und Besitzen durfte ist diese Art schon längst in unser Gebiet verbreitet. Das nachträgliche Verbot der Haltung und des Besitzes führte nur dazu bei das diese unkontrolliert von einigen Besitzern freigelassen wurden. Hier hätten die Ämter einen kontrollierten Besitz zulassen sollen statt zu drohen. In Holland ist die Haltung und Nachzucht bis heute noch erlaubt, und die dort entlaufenen und ausgesetzten Hörnchen kommen ohne zu fragen über die grüne Grenze.


 Neozonen - Neutier

Ende des 19. Jahrhunderts sind Grauhörnchen aus Amerika nach England gebracht worden und haben sich dort erfolgreich als Neozoen etabliert.

 Als Neozoen (Einzahl: Neozoon Mehrzahl: Neozoa eingedeutscht Neozoen aus dem Griechischen mit der Bedeutung "Neutier") bezeichnet man Tierarten, die vom Menschen in andere Gebiete verbracht worden sind und sich dort fest etabliert haben. Drei Kriterien müssen erfüllt sein, um von einer Neozoe zu sprechen: (1) direkte oder indirekte Einführung durch Menschen; (2) nach 1492 und (3) sich selbst reproduzierende Populationen die ohne menschliche Hilfe auskommen. Der Handhabbarkeit halber werden hier 3 Generationen oder 25 Jahre als Hilfskriterium verwendet. Tierarten, die vor 1492 eingeführt wurden, werden gesondert betrachtet. Die Wissenschaft, die sich mit Neozoa beschäftigt, heißt Invasionsbiologie.

Als Daumenregel gilt die 'Zehnerregel'. Von 100 eingeschleppten Arten schaffen 10 Arten die Etablierung, von diesen besitzt 1 Art ein Gefährdungspotential.

In Kontinentaleuropa sieht man das Phänomen im übrigen meist wesentlich gelassener, einige Experten sehen in der Neuansiedlung von Neozoen sogar eine positive Bereicherung der Fauna.

 

Krieg der Eichhörnchen

Gift-Tod: Briten wollen tierische Einwanderer stoppen.

Von Georg Peinemann

London -

Großbritannien will in den Krieg der Eichhörnchen eingreifen. Mit einer massiven Tötungsaktion soll die Zahl der aus Amerika eingewanderten grauen Eichhörnchen (Sciurus carolinensis) stark reduziert werden. Damit will man das Aussterben des einheimischen roten Eichhörnchens (Sciurus vulgaris) verhindern, das etwas schwächer als seine Vettern ist. Ein entsprechendes Schutzprogramm gab die Regierung gestern in London bekannt.

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Die grauen Eindringlinge sollten durch eine "humane und gezielte" Methode überall dort zurückgedrängt werden, wo sie die roten Eichhörnchen gänzlich zu vertreiben drohen, erklärte der für Artenschutz zuständige Staatssekretär Jim Knight. "Viele Leute mögen die grauen Hörnchen zwar, aber sie sind leider eine ernste Bedrohung für einige unserer einheimischen Arten", so Knight. Unter anderem geht es ihm um den Vogelschutz. Die "Einwanderer" haben aber auch eine weitere "schlechte" Angewohnheit: Sie stehlen ihren Artgenossen die Nahrungsvorräte. Weil die Rotbraunen nur noch auf zwei Drittel ihrer vergrabenen Nahrung zugreifen können, werden sie schwächer, und die Weibchen gebären nicht mehr so viele Jungtiere. In England kommt inzwischen auf 66 graue nur noch ein rotes Eichhörnchen.

Und wie sieht es in Deutschland aus? Auch unsere heimischen Arten, so Abendblatt-Experte Georg Peinemann, präsentieren sich in recht unterschiedlichen Farbtönen. Das reicht vom leuchtenden Hellrot bis zum dunklen Graubraun. Und in dieser gar nicht so seltenen dunklen Tönung ergeben sich sogar Ähnlichkeiten mit dem in England so unbeliebten Grauhörnchen.

Zwar kommt auch hier der "Einwanderer" nicht gerade selten vor, er steht aber noch nicht auf der Abschußliste. Ohnehin stellt sich dem Tierfreund die Frage: Warum sollen graue Eichhörnchen bekämpft werden, während die rotbraunen allseits Schonung genießen?

Bleibt die Frage: Sind die Grauen gefährlicher als die Rotbraunen? Bei einem sachlichen Vergleich sind in der Lebensweise kaum Unterschiede festzustellen. Das Grauhörnchen ist mit 500 Gramm etwa hundert Gramm schwerer als das Rotbraune. Das fällt im Vergleich "Gut oder Böse" wohl nicht ins Gewicht. In der Nahrungsaufnahme unterscheiden sich die Hörnchen überhaupt nicht - was auch die Neigung zum Diebstahl beweist. Sie ernähren sich von Bucheckern, Eicheln, Haselnüssen, Pilzen und von kleinen Jungvögeln. Letzteres wird manchmal auch unseren heimischen Eichhörnchen angekreidet. Aber wer käme wohl auf die Idee, deshalb kurzen Prozeß mit den beliebten "Klettermaxen" zu machen?

Das Argument aus London, Grauhörnchen müßten bekämpft werden, weil sie Vogelarten bedrohen, ist nicht überzeugend. Würde man durch gezielte Tötung die Zahl der Grauhörnchen stark reduzieren, dann würden sich die rotbraunen Eichhörnchen um so stärker ausbreiten - und im gleichen Umfang den "Vogelmord" betreiben.

Auch die Frage, ob Graue und Rotbraune sich gegenseitig bekämpfen, muß im Prinzip verneint werden. Also geht es den Briten offenbar nur darum, die heimischen Arten zu schützen. Bekämpft man die Grauen aber, wie in Großbritannien geplant, mit Giftködern, trifft das vermutlich auch die heimischen Artgenossen. Auch Sterilisationsmittel für die Grauen könnten am Ende die Falschen treffen.

erschienen am 24. Januar 2006