Schwierige
Verführung des Weibchens
Die Reproduktionszeit dauert von Ende Januar bis April. Mit zehn Monaten sind Eichhörnchen geschlechtsreif.
Das "Vorspiel"
Das
"Prozedere" der Fortpflanzung ist ab Ende Januar zu beobachten. Es ist
atemberaubend, was uns die geschickten Kletterer dabei an Kletterkünsten
zeigen. Die Männchen werden durch Vaginalsekrete angelockt, die von den
brünstigen Weibchen verströmt werden und dringen in die Reviere der Weibchen
ein, um sich zu paaren. Dabei liefern sich die Anwärter mit den Weibchen eine wilde
Verfolgungsjagd am Boden und in der Luft. Sind die
Weibchen allerdings noch nicht bereit zur Paarung, kommt es gelegentlich zu Kämpfen.
Ist
das Weibchen aber soweit, verliert sich das Davonlaufen in eine
"Davonlaufsymbolik". Ist das Männchen ganz nahe, wedelt es ein paar
Male mit dem Schwanz, den es anschließend auf den Rücken legt - ebenso legt
das Weibchen den Schwanz auf den Rücken und gibt dabei etwas Harn ab.
Leider ist es aber für den ungeduldigen Eichkater so, dass dieses Spiel nicht
gleichzeitig heißt, dass es nun "losgehen" kann, denn es kann Tage dauern, bis
das Weibchen endlich zustimmt. Irgendwann kommt es aber auch bei den
"schwierigsten Fällen" zur Begattung, bei der das Männchen die Lenden des
weiblichen Tieres umklammert,
und begattet es von hinten, mit aufgestelltem Schwanz.
Geschlecht:
Eine Geschlechtsbestimmung kann nur über den Unterschied der Abstände
zwischen Anal- und Genitalöffnungen vorgenommen werden. Während der
Paarungszeit sind außerdem bei den männlichen Tieren die Hoden zu sehen, während
bei den Weibchen die Vulva deutlich anschwillt.
Männchen |
Weibchen |
Diese Aktbilder hat Fr. Kötter zu
Verfügung gestellt. |
Familie
mit nur einem Elternteil
Kurzes
Glück:
Für kurze Zeit beziehen die beiden ein gemeinsames Nest, wobei allerdings schon vor der Geburt der Jungen das Männchen davongejagt wird.
Die Jungen sind Nesthocker und
bei ihrer Geburt nackt und blind, haben einen noch geschlossenen Gehörgang und
am Kopf anliegende Muscheln. Durch diese Tatsachen sind sie vollkommen von der
Mutter abhängig.
Nach der Geburt.
Die Jungen werden von der Mutter einzeln genommen, begutachtet und gereinigt. Sie wiegen etwa 8,5 g. Die Körperlänge beträgt etwa 6 cm, die Schwanzlänge bis zu 3 cm. Hände und Finger sind unverhältnismäßig groß und lang. Am 6. Lebenstag erscheinen die ersten Haare am Kopf, zwei Tage später am Rücken, bis nach knapp zwei Wochen die flaumige Behaarung den ganzen Körper bedeckt. Nach 20 Tagen ist die künftige Färbung erkennbar. Mit 22 - 23 Tagen brechen dann die unteren Schneidezähne durch. Die Jungtiere öffnen ihre Augen mit 30 - 32 Tagen. Zuerst können sie allerdings nur schemenhaft sehen. Zwischen dem 37. und dem 41. Tag brechen die oberen Schneidezähne durch. In den ersten zehn Tagen verlässt die Mutter das Nest nur selten. Sie säugt die Jungen, hält sie sauber und räumt den Kot aus dem Nest. Der erste Wurf findet ab Ende Januar statt, der letzte im August. Dabei werden jeweils 3-7 (durchschnittlich 5) Jungen geboren. Erst nach etwa 30 Tagen öffnen sie die Augen und verlassen um den 40. Lebenstag erstmals das Nest, in dem sie geboren wurden. Nun können sie auch schon feste Nahrung zu sich nehmen, werden aber noch weiter bis etwa zum 60. Tag gesäugt. Auch später saugen die Jungen noch gelegentlich, wobei sich die Mutter dann aber meist entzieht. Allerdings kommt es auch nicht selten vor, dass die Mutter mit den selbständigen Jungen einige Zeit das Nest noch gemeinsam nutzt, bis sich die Jungen selbst mit einer Behausung ausgestattet haben.
Bei der Geburt besitzen Eichhörnchen eine Haut, welche die Vorderbeine mit den Hinterflanken verbindet. Diese Membrane verschwindet bei den Eichhörnchen, bei den Flughörnchen aber wird sie zur Flughaut ausgebildet.
Mit 10 Wochen können sich junge Eichhörnchen selbständig ernähren.
Nach 4 Monaten verlässt die Mutter endgültig das Nest von den Jungen. Diese bleiben weiterhin mehrere Monate in der Nähe ihres Geburtsnestes, spielen miteinander und veranstalten wilde Verfolgungsjagden. So üben sie zukünftige Auseinandersetzungen mit ihren Feinden.
Mehr als die Hälfte der Jungen stirbt jedoch bevor sie ein Jahr alt ist. Sind die ersten schwierigen Monate überwunden, können Eichhörnchen bis zu 8 Jahre alt werden. Oft sterben sie dann wegen Krankheiten, Unterernährung und Altersschwäche, seltener werden sie ein Opfer ihrer Feinde.
Die Fruchtbarkeitsrate ist abhängig vom Nahrungsangebot und vom Alter des Weibchens.
Jungentransport
wie bei Katzen
Eichhörnchenjunge haben schon von Geburt an einen Klammer-Reflex, welcher verhindert, dass sie aus dem Nest und damit vom Baum herunterfallen. Sie haben bereits lange Krallen und die Hinterbeine haben genügend Kraft um sich festzuhalten. Dieser Reflex ist unabkömmlich für ein Leben auf Bäumen.
Wenn ein Feind das Nest bedroht oder wenn es von Parasiten befallen ist, wechselt das Weibchen das Nest: Es packt die Jungen mit der Schnauze am Bauch. Das Junge rollt sich dann so zusammen, dass es den Hals der Mutter umfasst. Ohne Probleme springen die Eichhörnchen so mit ihren Jungen von einem Baum zum anderen.
Individuellen genetischen Interessen !
Der Täuberich schnäbelt hingebungsvoll mit dem Weibchen, das Schmetterlingspaar zeigt einen harmonischen Flattertanz, der Antilopenbulle legt zärtlich das hornbewehrte Haupt an den Hals der Auserwählten. So sehr uns solche Beispiele liebender Tiere gefallen mögen - sie bedeuten meist nur einen kurzen Waffenstillstand im lebenslangen Geschlechterkampf. Denn das Gesetz der Natur heißt Eigennutz. Und tüchtig im Sinne der Evolution ist ein Männchen oder Weibchen nur, wenn es die eigenen Gene mit maximalem Egoismus weitervererben kann.
Zum Weitervererben braucht es jedoch kampflose Nähe. Je abweisender das Verhalten des Einzeltieres gegenüber seinen Artgenossen gewöhnlich ist, desto aufwendiger sind die Hochzeitsvorbereitungen.
Es mag in Anbetracht der geschlechtlichen Ambivalenz erstaunen, dass sich bei gewissen Tierarten Männchen und Weibchen lebenslang die Treue halten. Monogam leben beispielsweise Wildgänse, Buntbarsche und (bei den Primaten eher eine Ausnahme) die Gibbons. Sucht man nach den Gründen für solche sexuelle Treue, findet sich meist ein spezifischer Nutzen bei der Verteidigung des Lebensraums oder bei der Brutpflege - und damit letztlich ein Nutzen für das Weitergeben der eigenen Erbmasse. In der Regel aber ist ein Zusammenbleiben der Partner nach der Kopulation wenig sinnvoll, denn ein Männchen kann viel mehr Eier befruchten, als ein einziges Weibchen produziert, und für das Weibchen genügt es, wenn ein Männchen zum passenden Zeitpunkt seinen Samen liefert.
Deshalb konkurrieren zumeist die Männchen untereinander um den Zugang zu möglichst vielen Weibchen. Und es sind fast immer die Weibchen, die aus dem sexuellen Angebot schließlich die Wahl treffen.
Ist für Männchen Vielweiberei in aller Regel ein genetischer Vorteil, entscheiden Weibchen mitunter gezielt, ob sie die alleinige Frau eines Männchens sein oder ob sie ihren Partner mit einer Rivalin teilen wollen.
Ist nun ein Revier wesentlich besser als das Nachbarterritorium, kann es sich für ein Weibchen lohnen, sich dort einem bereits ansässigen Paar als Nebenfrau anzuschließen, anstatt dem Besitzer des schlechteren Reviers als Alleinfrau zu dienen. Ob einzeln oder Harem, scheint jedoch immer das Weibchen zu entscheiden; dem Männchen bleibt nur das Nachsehen, falls eine Dame ihren Vorteil anderswo sieht.
Um ihre individuellen genetischen Interessen wahrzunehmen, müssen sich Männchen oder Weibchen zuweilen noch für die Zeit nach dem Paarungsakt vorsehen.
Bei der Fruchtfliege Drosophila überträgt das Männchen bei der Begattung mit den Spermien ein spezielles Sekret, welches das Weibchen zum Eierlegen stimuliert. Dieses eiweißartige Sexpeptid hat aber außerdem zur Folge, dass das Weibchen jedes begattungswillige weitere Männchen mit Fußtritten verjagt und schließlich durch Ausstoßen des Eilegeapparates eine zweite Kopulation praktisch verunmöglicht. Das erste Männchen hat also zur Absicherung seines Fortpflanzungserfolgs der Braut einen chemischen Keuschheitsgürtel verpasst.
Es geht noch viel direkter.
Die Eichhörnchenmännchen jagen im Frühjahr gleich rudelweise ein Weibchen durch das Geäst. So verzweifelt die weibliche Flucht erscheinen mag, die Dame weiß sehr wohl, wem sie sich durch Festklemmen ihres buschigen Schwanzes unter den Bauch verweigern und wem sie sich schließlich öffnen will. Das auserwählte Männchen verlässt sich indes nicht auf die weibliche Willensstärke. Die mit speziellen Sekreten angereicherte Samenflüssigkeit wird innert Minuten nach der Kopulation wachs- bis gummiartig und verstopft als Pfropfen die Vagina - ein solides Hindernis gegen jeglichen Paarungsversuch weiterer Liebhaber.
Solche Vaginalpfropfen finden sich bei etlichen Nagerarten und insbesondere in der Familie der Hörnchen. John Koprowski von der Universität Kansas hat nun unlängst eine sehr erstaunliche Entdeckung gemacht. Als er das Paarungsverhalten von Fuchshörnchen und Grauhörnchen in den Nussbäumen auf dem Universitätsgelände studierte, beobachtete er, wie die Weibchen innerhalb von weniger als dreißig Sekunden nach der Begattung den sich formenden Vaginalpfropfen mit den Schneidezähnen packten und entweder fraßen oder vom Baum herunterschmissen. Bei den 48 beobachteten Kopulationen entfernten die Weibchen in 29 Fällen umgehend den Keuschheitsgürtel. Weitere Befreiungsaktionen mögen später erfolgt sein; bei einem drei Stunden nach der Begattung gefangenen Weibchen war der Pfropfen hingegen noch intakt.
Koprowski vermutet, der Vaginalpfropfen und seine Entfernung widerspiegelten den Konflikt zwischen unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien von Männchen und Weibchen. Denn bei Eichhörnchen führt ein mehrmaliges Begatten durch verschiedene Männchen schließlich zu einem Wurf mit Kindern von verschiedenen Vätern. Genetisch betrachtet ist eine solche geteilte Vaterschaft für ein Männchen höchst unvorteilhaft, weshalb der Keuschheitsgürtel den Alleinanspruch sichern soll. Das Weibchen indes entledigt sich dieser Beschränkung, weil es möglichst alle herangereiften Eier befruchtet haben will und weil eine väterliche Vielfalt für den weiblichen Fortpflanzungserfolg besser sein kann als exklusive Vaterschaft. Kampf der Geschlechter selbst noch im Liebesnest.
Eichhörnchen - unkontrollierte Farbenvielfalt
Komischerweise wird mittlerweile bei so gut wie jeder Nagetierart eine Wissenschaft aus den Farbschlägen gemacht. Von der Rennmaus bis zum Goldhamster gibt es eine mehr oder weniger allgemein anerkannte Nomenklatur, die Mutationen einen Buchstaben zuweist und Fellfarben mit schönen Namen versieht. Nur nicht bei Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)
Während die rote Wildfarbe bei jedem bekannt sein dürfte und man in alpinen Nadelwäldern auch braunschwarze Tiere findet, werden von einigen wenigen Züchtern in Deutschland weitere Farbschläge gehalten.
Bislang wurde nur von "grau", "schwarz", "gelb" gesprochen, aber wie diese Farben entstehen, ist bisher unklar geblieben. Das Internet liefert fast keine Informationen darüber, weshalb man sich mühsam bei einzelnen Leuten informieren muss.
Aus diesem Grund poste ich hier eine vorläufige Aufstellung der bekannten Farbmutationen und ihrer Kombinationen.
rot und schwarz
Die rote Fellfarbe könnte vermutlich auf das Extension-Gen zurückzuführen sein. Es verursacht, dass im Haar vornehmlich Phäomelanine (Rotpigmente) eingelagert werden. Eine Kreuzung von roten und schwarzen Eichhörnchen führt zu 100% dunkelbraunen Tieren. Es liegt also eine Kodominanz vor:
Farbe | Gencode |
Wildfarbe | e/e |
schwarz | E/E |
dunkelbraun | E/e |
grau und silber
Eine bestimmte Genmutation bewirkt, dass die gesamte Fellfarbe Grau wirkt. Da unter Züchtern zwischen "grauen" und "silbernen" Eichhörnchen unterschieden wird, liegt die Vermutung nahe, dass dieses Gen in Kombination mit rot oder schwarz unterschiedliche Ausprägungen hat. Gesichert ist, dass dieses Gen rezessiv vererbt wird. Jedoch bleibt unklar, ob Silber eine Kombination von Grau + Schwarz (E/E) oder Grau + Dunkelbraun (E/e) ist.
Farbe |
Gencode |
grau |
e/e g/g |
silber |
E/- g/g |
Die Creme-Aufhellung
Leider gibt es keine einheitlichen Informationen zu extrem aufgehellten Tieren. Eichhörnchen die ein gelblich cremefarbenes Fell und schwarze Augen haben, werden fast schon von jedem Züchter anders benannt. Die Bandbreite der Schattierungen und ihrer Farbbezeichnungen ist dabei jedoch größer als die tatsächliche Anzahl der Genkombinationen. Während der Recherche sind besonders oft folgende Namen aufgetaucht: creme, caramel, champagner, (semmel-)gelb und blond.
Interessant ist: Die Kreuzung eines aufgehellten Tieres mit einem wildgefangenen Eichhörnchen ergibt neben roten auch aufgehellte Jungtiere, was für eine dominante Vererbung bzw. die Lage auf dem gleichen Gen-Ort wie e sprechen würde.
Bis neue Erfahrungswerte dazu auftauchen, verwende ich für diese Mutation das Zeichen e[c]
Farbe |
Gencode |
|
e/e[c] |
|
e[c]/e[c] |
|
E/e[c] |
|
e/e[c] g/g |
|
e[c]/e[c] g/g |
|
E/e[c] g/g |
Scheckung
Wie bei vielen anderen Wirbeltieren ist auch bei Eichhörnchen mindestens eine Scheckungsform aufgetreten. Die einzige belegbare ist die dominante Scheckung. Dass es ein rezessives Scheckungsgen gibt, konnte bislang noch niemand wirklich beweisen. Der Weißanteil im Fell kann sehr unterschiedlich sein. Manche Tiere haben nur eine weiße Stelle am Schwanz, andere sind zu mehr als 50% weiß, die Augen schimmern blau. Die Scheckung ist mit jeder Fellfarbe kombinierbar.
Viele Züchter versuchen, den Weißanteil des Fells zu maximieren, indem sie Schecken mit Schecken kreuzen. Der Weißanteil der mischerbigen Schecken addiert sich sozusagen. Fataler Nebeneffekt sind die reinerbigen Schecken: 25% der Jungtiere eines Wurfes tragen zwei Scheckungsgene in sich, was zu rein weißer Fellfarbe und blauen Augen führt, jedoch sind die Tiere von Geburt an blind und meist auch taub.
Deshalb ist von der Verpaarung zweier Schecken dringend abzuraten.
Blinde Eichhörnchen klettern zwar wie ihre Artgenossen durch die Voliere, sind aber nicht in der Lage, von Ast zu Ast zu springen.
Zeichnung |
Gencode |
Anmerkung |
einfarbig |
s/s |
|
gescheckt |
S/s |
|
reinweiß |
S/S |
blind und taub |
Ausgearbeitet von Stefan Kräh
http://ratfrett.jimdo.com/campbell-zwerghamster-1/
Anmerkung
rezessiv und dominant
Rezessiv bedeutet in der Genetik „zurücktretend“ oder „nicht in Erscheinung tretend“. Der Begriff bezieht sich dabei auf ein Merkmal eines Lebewesens, dessen Ausprägung durch ein anderes Merkmal überdeckt werden kann.
In der Genetik gibt es dominante und rezessive Erbfaktoren, die in verschiedenen Allelen vorliegen können. Ein dominanter Erbfaktor setzt sich in der Merkmalsausprägung gegenüber dem rezessiven durch. Damit das rezessive Merkmal in Erscheinung tritt, muss es reinerbig vorliegen. Ein dominantes Merkmal auf dem gleichen Genort darf nicht vorhanden sein
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